Um 5 Uhr morgens wurde bereits zur Mette geläutet, täglich riefen die Glocken der beiden Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai zu Predigten sowie Buß- und Betstunden. Wochentags sangen die Thomaner oder die Nikolaichoralisten im Gottesdienst lateinische und deutsche Kirchenlieder, sonntags wurde auch die Orgel gespielt. In Fasten- und Trauerzeiten schwiegen jedoch alle Musikinstrumente, nur der einstimmige liturgische Gesang ließ sich vernehmen. Orgeln waren verhangen und Altäre geschlossen.
Demgegenüber galten die hohen Kirchenfeste, die Reformationsfeste und -jubiläen sowie insbesondere die Friedensfeiern stets als besondere städtische und musikalisch lebendige Anlässe. Während Sänger und Instrumentalisten in den Kirchen Lobgesänge anstimmten, zu denen Pauken erschallten und Trompeten schmetterten, trugen die läutenden Glocken den Jubel in die Stadt hinaus und die Kanonen der Pleißenburg donnerten ihren Salut über die Dächer. Welch eine feierliche Klangmischung!
Das Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig präsentierte anlässlich des 800jährigen Jubiläums des Thomanerchores eine Ausstellung, die sich thematisch an die Beiträge des Stadtgeschichtlichen Museums, des Bacharchivs und des Albertinuma anschloss und diese ergänzte. Gleichzeitig leisteten wir damit unseren Beitrag zur Luther-Dekade.
Thematisiert wurde die musikalische Ausgestaltung der Feste während der Barockzeit, wie sie in den Stadtkirchen St. Thomae und St. Nikolai mit neu geschaffenen repräsentativen und prachtvoll besetzten Kompositionen begangen wurden.
Schwer lässt sich das flüchtige gesprochene und gesungene Wort einer Freudenstimmung mit Objekten darstellen und nacherlebbar machen. Die Kuratoren dieser konzentrierten Ausstellung verfolgten das Konzept, das Besondere vor dem Hintergrund des Alltags und im Gegenüber von Krieg und Frieden entstehen zu lassen. Ausgestellt wurden ausgewählte Stücke des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem reichen Fundus des Museums sowie seltene Objekte als Leihgaben aus den Sammlungen der Universität (Kustodie, Universitätsbibliothek), von Privatpersonen und aus Beständen sächsischer Kirchen.
Darüber hinaus ist es gelungen, den verklungenen Lobgesang früherer Zeiten in einem Film einzufangen, der speziell für diese Ausstellung produziert wurde.
Ausstellungskuratoren: Eszter Fontana, Veit Heller
I. Kuratorenvorträge mit anschließender Führung durch die Ausstellung | jeweils 17:00 Uhr
11.10.2012
Eszter Fontana: „Instrumente zu den Hauptkirchen gehörig…“ Instrumentenbauer unter Vertrag
08.11.2012
Veit Heller: "Darumb es sich auch einer Menschenstimm ganz und gar vergleichen thut" Musikinstrumente als Spiegel der Sängerstimme
06.12.2012
Veit Heller: Glocken und Kanonen. Lautstarke Begleiter der Festmusiken
II. Sonderführungen (Deutsch, Englisch, Französisch)
III. Führung im Rahmen des Kooperationsprojektes „Bach – Mendelssohn – Schumann“
28.07.2012, 16.00 Uhr
Leipziger Thomaskantoren. Führung mit Klangbeispielen
Karten: 5 EUR
Die Ausstellung wurde von der Sparkasse Leipzig und von der Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig e.V. gefördert.
Stand: März 2013