Hat Wolfgang Amadé Mozart jemals für Viola da gamba komponiert? Gewiß! Sein Vater Leopold Mozart gibt davon Zeugnis im Verzeichniß alles desjenigen was dieser 12jährige Knab seit seinem 7ten Jahre componiert, und in originali kann aufgezeiget werden. Angesichts der Vielzahl an persönlichen Begegnungen, die W. A. Mozart mit adligen Liebhabern und professionellen Spielern der Viola da gamba hatte, nimmt dies nimmt nicht Wunder.
Zu zwei der berühmtesten Gambisten seiner Zeit stand er in einem engen, persönlichen Verhältnis: Carl Friedrich Abel (in dessen Manuskripten eine Gamben- Version der Sarastro-Arie überliefert ist) war in Mozarts fünfzehnmonatiger Unterrichtszeit bei Johann Christian Bach in London omnipräsent und im selben Hausstand lebend. Mit Joseph Fiala, dem anderen großen Gambisten, verband ihn eine fast lebenslange enge Freundschaft, die in zahlreichen Briefen dokumentiert ist. Joseph Fiala, Leopold & Wolfgang Amadé Mozart sowie Michael Haydn waren zeitgleich Mitglieder der Fürstbischöflichen Kapelle in Salzburg, und Fiala lebte im Mozartschen Geburtshaus in der Getreidegasse 9 und nachfolgend auch noch einmal kurzzeitig in Mozarts Wiener Wohnung.
Es gibt keinen Zweifel daran, daß die von mir gespielte ex-Fiala-Gambe auch Mozart begegnet ist. Dieses Instrument wurde 1709 von Johann Paul Schorn in Salzburg gebaut; Mozart wiederum spielte eine von dessen Vater Johann Schorn erbaute Geige. Die ex-Fiala-Gambe ist ein einzigartiges Klangzeugnis aus Mozarts engstem Umfeld, und sie hat mich zur Suche nach verschollenen Kompositionen motiviert. Dabei entdeckte ich sowohl das lang verschollene Fiala-Konzert für Gambe und Orchester als auch Gambenspuren in Mozarts OEuvre – musikalische Zeugnisse der engen Freundschaft zwischen Amadé und Joseph, die nun erstmals auf einem Tonträger zu hören sind.
Text: Thomas Fritzsch
Programm:
Wolfgang Amadé Mozart
(1756-1791)
Aria In diesen heil’gen Hallen KV 620
für Viola da gamba solo (Anonymer Bearbeiter, nach 1792)
Begrüßung / Gespräch
Wolfgang Amadé Mozart
Sonata C-Dur KV 19 c
für Viola da gamba und Cembalo obligato
daraus: Allegro
Gespräch
Einspielung vom Tonträger:
Joseph Fiala
(1748-1816)
Concerto F-Dur ReiF 2.65
für Viola da gamba solo,
2 Flöten, 2 Hörner, 2 Violinen, 2 Violen, Violoncello, Kontrabaß & Pianoforte
daraus: Allegro
Gespräch
Wolfgang Amadé Mozart
Sonata B-Dur KV 292 (196 c)
für Viola da gamba und Basso
daraus: Rondo. Allegro
Thomas Fritzsch – Viola da gamba
von Johann Paul Schorn, Salzburg 1709, ex Joseph Fiala
Michael Schönheit – Cembalo & Pianoforte
Cembalo
Pianoforte nach Bartolomeo Cristofori, Florenz 1726,
von Kerstin Schwarz & Tony Chinnery
Claus Fischer – Moderation & Gespräch