„Lobe den Herrn, meine Seele!“ – Festmusiken der Thomaskantoren in den Kirchen zu Leipzig

Sonderausstellung vom 02. Juni 2012 – 30. Dezember 2012

Die klingende Stadt – das gesprochene und das gesungene Wort

Um 5 Uhr morgens wurde bereits zur Mette geläutet, täglich riefen die Glocken der beiden Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai zu Predigten sowie Buß- und Betstunden. Wochentags sangen die Thomaner oder die Nikolaichoralisten im Gottesdienst lateinische und deutsche Kirchenlieder, sonntags wurde auch die Orgel gespielt. In Fasten- und Trauerzeiten schwiegen jedoch alle Musikinstrumente, nur der einstimmige liturgische Gesang ließ sich vernehmen. Orgeln waren verhangen und Altäre geschlossen.

Demgegenüber galten die hohen Kirchenfeste, die Reformationsfeste und -jubiläen sowie insbesondere die Friedensfeiern stets als besondere städtische und musikalisch lebendige Anlässe. Während Sänger und Instrumentalisten in den Kirchen Lobgesänge anstimmten, zu denen Pauken erschallten und Trompeten schmetterten, trugen die läutenden Glocken den Jubel in die Stadt hinaus und die Kanonen der Pleißenburg donnerten ihren Salut über die Dächer. Welch eine feierliche Klangmischung!

Das Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig präsentierte anlässlich des 800jährigen Jubiläums des Thomanerchores eine Ausstellung, die sich thematisch an die Beiträge des Stadtgeschichtlichen Museums, des Bacharchivs und des Albertinuma anschloss und diese ergänzte. Gleichzeitig leisteten wir damit unseren Beitrag zur Luther-Dekade.

Thematisiert wurde die musikalische Ausgestaltung der Feste während der Barockzeit, wie sie in den Stadtkirchen St. Thomae und St. Nikolai mit neu geschaffenen repräsentativen und prachtvoll besetzten Kompositionen begangen wurden.

Schwer lässt sich das flüchtige gesprochene und gesungene Wort einer Freudenstimmung mit Objekten darstellen und nacherlebbar machen. Die Kuratoren dieser konzentrierten Ausstellung verfolgten das Konzept, das Besondere vor dem Hintergrund des Alltags und im Gegenüber von Krieg und Frieden entstehen zu lassen. Ausgestellt wurden ausgewählte Stücke des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem reichen Fundus des Museums sowie seltene Objekte als Leihgaben aus den Sammlungen der Universität (Kustodie, Universitätsbibliothek), von Privatpersonen und aus Beständen sächsischer Kirchen.
Darüber hinaus ist es gelungen, den verklungenen Lobgesang früherer Zeiten in einem Film einzufangen, der speziell für diese Ausstellung produziert wurde.

Ausstellungskuratoren: Eszter Fontana, Veit Heller

Erstmalig waren zu sehen:

  • Seltene Gesangsbücher
  • Seltene bemalte hölzerne Orgelpfeifen aus dem 16. Jahrhundert
  • Musikinstrumente aus den Inventaren der Leipziger Hauptkirchen und aus der Thomasschule
  • Ein sächsischer Zinnkrug aus dem 18. Jahrhundert mit einem besonderen musikalischen Spruch
  • Zwei geschichtsträchtige Pauken: Sie wurden zusammen mit zwei Trompeten anlässlich der Friedensschließung am 15. Februar 1763 auf der Hubertusburg der Gemeinde in Stöntzsch bei Pegau geschenkt. Das Dorf Stöntzsch musste 1963 dem Braunkohletagebau weichen.
  • Das älteste Objekt ist eine Glocke vom Ende des 14. Jahrhunderts

Was war sonst noch in der Ausstellung zu sehen?

  • Modelle und zeitgenössische Abbildungen der Hauptkirchen Leipzigs
  • Eine Rekonstruktion der Thomaner-Schaube und des Dreispitzes
  • Abbildungen der Thomaskantoren der Barockzeit
  • Musikinstrumente für die Leipziger Kirchen und die Thomasschule
  • Glocken und Werkzeuge für den Glockenguss
  • Kurzfilm: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ – Eine Stadt in festlichem Klang
  • Hörstation mit Klangbeispielen

Angebote und Begleitprogramme (Rückblick)

I. Kuratorenvorträge mit anschließender Führung durch die Ausstellung | jeweils 17:00 Uhr

11.10.2012
Eszter Fontana: „Instrumente zu den Hauptkirchen gehörig…“ Instrumentenbauer unter Vertrag

08.11.2012
Veit Heller: "Darumb es sich auch einer Menschenstimm ganz und gar vergleichen thut" Musikinstrumente als Spiegel der Sängerstimme

06.12.2012
Veit Heller: Glocken und Kanonen. Lautstarke Begleiter der Festmusiken

II. Sonderführungen (Deutsch, Englisch, Französisch)

  • Leben und Werk der Thomaskantoren
  • Musikinstrumente für die Kirche 
  • Musikinstrumente für Johann Sebastian Bach
  • Glocken und Kanonen

III. Führung im Rahmen des Kooperationsprojektes „Bach – Mendelssohn – Schumann“

28.07.2012, 16.00 Uhr
Leipziger Thomaskantoren. Führung mit Klangbeispielen
Karten: 5 EUR

Die Ausstellung wurde von der Sparkasse Leipzig und von der Vereinigung von Förderern und Freunden der Universität Leipzig e.V. gefördert.

Stand: März 2013


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